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Facharbeit Latein – worüber schreibt man denn da?

Diese Frage wurde sowohl in der Schülerschaft als auch im Kollegium des Antonianum gestellt. Deshalb soll hier ein kurzer Überblick über die diesjährige Themenwahl im Grundkurs Latein geliefert werden. So unterschiedlich die Interessen der Schüler, so vielfältig fielen auch die Themenbereiche aus. Daher wurden – wie im Lateinunterricht auch sonst üblich – historische, philosophische und pädagogische Themen anhand lateinischer Originaltexte untersucht.

Ein Schüler widmete sich, inspiriert durch einen Besuch des Hermannsdenkmals bei Detmold, den verschiedenen historischen Interpretationen der Gestalt des Arminius bzw. Hermanns. (Thema: „Arminius und Hermann – Wie sahen ihn die Zeitgenossen und wie wurde er im 19 Jh. interpretiert?“) Bereits die Lektüre des römischen Geschichtsschreibers Livius im Unterricht zeigte, dass römische Geschichtsschreibung nicht objektiv und keineswegs mit moderner Geschichtsschreibung zu vergleichen ist, da sie ein anderes Ziel verfolgt, nämlich exemplarisch an einzelnen Gestalten zu zeigen, dass der Aufstieg Roms eng mit zentralen römischen Werten verbunden war. Auch die Beurteilung des Arminius durch Tacitus, Velleius Paterculus und Sueton erfolgt unter diesen Gesichtspunkten und stellt ihn vorwiegend als Verräter dar. Die Rezeptionen im 19. Jh. stellen ihn dagegen als tugendhaften Freiheitskämpfer und Nationalhelden dar und nutzen ihn zu propagandistischen Zwecken. Sicher ist es auch in heutiger Zeit immer wieder wichtig, das eigene Geschichtsbild zu hinterfragen und zu überprüfen, inwieweit Berichterstattung objektiv ist.

Eine andere Schülerin erachtete das Thema „Freundschaft“ für junge Erwachsene ihres Alters großer Bedeutung. Sie untersuchte: „Ist der Freundschaftsbegriff Senecas aus seinen Epistulae morales noch aktuell in Zeiten von Social Media und Onlinefreundschaften?“ Dabei kam sie u.a. zu folgendem Fazit: Während Seneca hervorhebt, dass es wichtig ist, sich ab und zu mit dem Freund zu treffen und ihn zu sehen, da sonst die Freude vergehe, die kurzzeitig auch in Abwesenheit des Freundes weiterhin vorherrsche, müsse man sich in einer Freundschaft auf Social Media der Theorie nach nicht zwingend sehen. Der Nutzen spielt bei Seneca in der Freundschaft keine Rolle; denn, wenn eine Freundschaft auf Nutzen basiere, dann würde sie auch durch einen Nutzen beendet werden. Im Internet gelte man bereits als „befreundet“, wenn der Kontakt von beiden Nutzern der Plattform bestätigt werde. Bei einer Online-Freundschaft stehe der Nutzen einer Freundschaft im Vordergrund; es handle sich um eine zweckmäßige Freundschaft. Das Internet ermögliche eine gewisse Diskretion, bei Seneca dagegen ist Freundschaft etwas sehr Persönliches. Gemeinsam ist beiden Freundschaftsbegriffen aber ein vertrauensvoller Austausch von Informationen und eigenen Gedanken.

 

Eine dritte Arbeit befasste sich mit dem aus der neunten Klasse bekannten römischen Fabeldichter Phädrus. U.a. angeregt durch den Pädagogikunterricht der Oberstufe kristallisierte sich zu Phädrus‘ Appendix Perottina folgende Fragestellung heraus: „Phaedrus – Ein früher Pädagoge? Die Veranschaulichung eines Erziehungsproblems bei Phaedrus im Vergleich mit moderneren Erziehungsrezepten“. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Phaedrus für seine Zeit sicher ein fortschrittlicher Denker, aber eben kein Pädagoge war. Er liefert zwar schon richtige Ansätze zur Bewältigung aggressiven Verhaltens, indem er dem Vater in der Fabel rät, sein ruhiges Verhalten auf den Jungen zu übertragen. Unberücksichtigt lässt Phädrus, dass es je nach Auslöser des aggressiven Verhaltens, verschiedene Möglichkeiten gibt dieses zu ändern. Jeder Mensch ist ein Individuum, weshalb eine allgemein formulierte Moral, wie er sie geschrieben hat, nicht auf alle zutreffen kann. Phaedrus beabsichtigte aber auch gar nicht zu zeigen, wie facettenreich die Pädagogik ist, sondern er benutzte das Genre „Fabel“ als Tarnung, um vor allem Kritik an der damaligen Gesellschaft und der „Kaiserzeit“ zu üben. Vielleicht liefert er somit auch eine Idee, einmal auf diese Weise Kritik an heutigen Themen zu üben.

Alle drei Facharbeiten zeigen die sprachlich stilistisch geprägte Ausdrucksweise der römischen Autoren, die nur im Original aufgezeigt werden und an diesem interpretiert werden kann; aber sie beweisen auch, dass es lohnt, sich mit den lateinischen Schriften, die unser Abendland geprägt haben, auseinanderzusetzen, die am Antonianum immer noch beziehungsweise wieder sehr gut „im Geschäft (Gespräch) sind“.

 

 

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