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Im Dialog mit dem Philosophen Seneca – 2 fiktive Gespräche der Latein-Gk-Schüler des Abijahrgangs 2022 

22.04. Interview mit Seneca

Der Lateinprofessor K.-W. Weeber führt in seinem 2012 verfassten Buch „Auf einen Wein mit Seneca“ fiktive Kurzinterviews mit dem römischen Philosophen Seneca. Entsprechend antworteten auch die beiden Tims des Lateinkurses der Q2 auf die Fragen des Interviewers mit Senecas aus dem Unterricht bekannten Antworten. Doch lest selbst:

Dialog 1:

Interviewer (Weeber): „Lärm macht krank. … Und Rom ist … eine clamosa urbs, „lärmerfüllte Stadt“. Wie empfinden Sie den Lärm der Großstadt?“

Timotheus (alias: Seneca): „Anfangs empfand ich ihn als störend. Er beeinflusste meine Affektlosigkeit eher ins Negative. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt und komme damit klar.“

Interviewer (Weeber): „Aber sie nehmen ihn schon wahr? Was stört Sie am meisten?“

Timotheus (alias: Seneca): „Die Geräusche aus dem Spaßbad. Anfangs verspürte ich dadurch nämlich das Verlangen, auch dahin zu gehen. Schließlich hörte es sich spaßig an. Genau dadurch kam es zu einer Störung der Affekte, weshalb ich als Stoiker nicht mehr mit mir und meinem Logos im Reinen war.“

Interviewer (Weeber): „Kompliment! So etwas nervt normalerweise erheblich. Verraten Sie uns: Wie schaffen Sie das, sich trotz allem nicht ablenken zu lassen?“

Timotheus (alias: Seneca): „Na, mit Hilfe meiner Vernunft. Ich akzeptiere mein Fatum und weiß, dass es für mich bestimmt ist. Dem sich in solchen Situationen zu entziehen, das ist sinnlos.“

Interviewer (Weeber): „Na gut, aber neulich haben Sie in Baiae, wie wir wissen, sozusagen eine Extremerfahrung in Sachen Lärm machen müssen. Erzählen Sie!“

Timotheus (alias: Seneca): „Da waren die Jungen und Männer, die auf sich und ihre Körper oder auch ihr Talent in Sachen Sport auf sich aufmerksam machen wollten. Sie stießen laute Geräusche aus, um ihre unglaublichen Kräfte zum Ausdruck zu bringen.“

Interviewer (Weeber): „Wir können es Ihnen nachfühlen. Schrecklich, diese Gym-Atmosphäre mit ihrer akustischen Umweltverschmutzung! … Grässlich – und köstlich! Sie haben unser tiefstes Mitgefühl. Aber Sie bleiben dabei: Auch dieser Krach dringt nicht wirklich zu Ihnen vor?“

Timotheus (alias: Seneca): „Nicht wirklich, nein, nicht mehr. Diese sind jung. Sie haben die Ethik der Stoa noch nicht verinnerlicht, gar verstanden. Ich schon. Ich weiß eben, dass es das Ziel des Lebens ist, mit seinem Logos im Einklang zu leben. Das fehlt ihnen noch, aber stören lasse ich mich davon nicht. Ich weiß ja, wie wichtig die Affektlosigkeit ist.“ (Tim Küsterameling)

 

Dialog 2:

Interviewer (Weeber): „Lärm macht krank. … Und Rom ist … eine clamosa urbs, „lärmerfüllte Stadt“. Wie empfinden Sie den Lärm der Großstadt?“

Timotheus (alias: Seneca): „Nun ja, ich würde nicht sagen, dass Lärm krank macht, da der Mensch ein Geschöpf Gottes ist, welches trotz aller äußeren Ablenkungen zu Konzentrationskraft und Zielgerichtetheit fähig sein muss. Deshalb stört mich der Lärm der Großstadt in dem Sinne gar nicht, weil ich trotzdem arbeiten kann.“

Interviewer (Weeber): „Aber sie nehmen ihn schon wahr? Was stört Sie am meisten?“

Timotheus (alias: Seneca): „Er stört mich eigentlich gar nicht, obwohl ich ihn schon wahrnehme. Aber da ich hier ja schon, seit ich klein bin, lebe, bereitet er mir keine Probleme. In der Zeit, als ich auf Korsika im Exil war, konnte ich auch nicht besser arbeiten trotz der Ruhe. Sogar von Zuhause bin ich Lärm gewohnt, da ich über einer Badeanstalt lebe. Daher spielt es keine Rolle für mich.“

Interviewer (Weeber): „Kompliment! So etwas nervt normalerweise erheblich. Verraten Sie uns: Wie schaffen Sie das, sich trotz allem nicht ablenken zu lassen?“

Timotheus (alias: Seneca): „Ich lebe ja nach der stoischen Ethik und dabei geht es darum, seine innere Mitte zu finden und eine Seelenruhe auszubilden. Dazu ist Gelassenheit (Ataraxie) und Affektkontrolle (Apathie) nötig. Also darf man sich nicht von Affekten oder Trieben ablenken lassen, sondern muss sich auf sein Handeln konzentrieren. Zudem ist sowieso alles determiniert und der Mensch muss sich seinem Schicksal (fatum) fügen (patientia!).“

Interviewer (Weeber): „Na gut, aber neulich haben Sie in Baiae, wie wir wissen, sozusagen eine Extremerfahrung in Sachen Lärm machen müssen. Erzählen Sie!“

Timotheus (alias: Seneca): „Nun ja, in Baiae war es der Fall, dass viele laute Geräusche durch Betrunkene oder Musik zustande kamen, was meiner Meinung nach nicht dem Erholungsort entsprach, als der Baiae bekannt ist. Es ist vielmehr ein Vergnügungsort, in dem Affekte befriedigt werden, was aber meiner Ethik nach falsch ist. Deshalb gefiel mir dieser Ort nicht.“

Interviewer (Weeber): „Wir können es Ihnen nachfühlen. Schrecklich, diese Gym-Atmosphäre mit ihrer akustischen Umweltverschmutzung! … Grässlich – und köstlich! Sie haben unser tiefstes Mitgefühl. Aber Sie bleiben dabei: Auch dieser Krach dringt nicht wirklich zu Ihnen vor?“

Timotheus (alias: Seneca): „Nein, auch dieser Lärm nicht. Als Stoiker baut man eine Art Wall um sich herum auf, welcher einen vor solchen Einflüssen und Verlockungen beschützt. Meine Seelenruhe (tranquillitas animi) wurde dadurch nicht gestört, aber ich wollte trotzdem nicht noch mehr Zeit in Baiae verbringen.“ (Tim Gläser)

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