„Ein Ort, an dem sich Geschichte und Gegenwart berühren …“
Was haben Reliefe mit ausgebreiteten Händen, Krügen und Hörnern miteinander gemeinsam? Auf den ersten Blick recht wenig. In der christlichen Ikonographie sind sie nur selten zusammen anzutreffen, in Geseke findet man sie allerdings an einem Ort in unmittelbarer Nähe zueinander: auf dem historischen jüdischen Friedhof an der Ehringhauser Straße.
Das haben auch die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 8 festgestellt, die sich aktuell in ihrem Religionsunterricht mit dem Thema „Tod und Sterben“ auseinandersetzen. Im Rahmen der Unterrichtsreihe wurde der Fokus immer wieder auch auf nichtchristliche Religionen und ihre Vorstellung von Tod und Sterben gelegt. In diesem Zusammenhang haben die Schülerinnen und Schüler auch den jüdischen Friedhof, seine Geschichte und die dortigen Grabsteine und ihre Symbole genauer unter die Lupe genommen.
Dabei entdeckten sie Spannendes: So konnten sie nicht nur nachweisen, dass die Symbole teilweise Rückschlüsse auf die Rolle der Verstorbenen in der jüdischen Gemeinde zulassen, sondern dass der Aufbau christlicher und jüdischer Grabmähler teilweise auch Ähnlichkeiten aufweist, für uns heute sichtbare Zeichen der Integration der jüdischen Bevölkerung in die Geseker Stadtgemeinde. In Zusammenhang mit der Exkursion lernten die Schülerinnen und Schüler aber auch jüdische Tradition kennen. So trugen alle Jungen eine Kopfbedeckung, wie es auf jüdischen Friedhöfen und in Synagogen der Brauch ist, um zu zeigen, dass zwischen Gott und den Menschen symbolisch eine Grenze eingefügt wird. Das war für viele Schülerinnen und Schüler ebenso neu, wie der Blick auf viele zerstörte jüdische Grabsteine. Ein Schüler fasste die Erlebnisse auf dem Friedhof anschließend mit den treffenden Worten zusammen. „Der jüdische Friedhof ist ein Ort, wo sich Geschichte und Gegenwart berühren…“ Geschichte, die nicht vergessen werden darf!