Else Lasker-Schüler und Geseke


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Heribert Knapp beleuchtet Leben und Werk der Dichterin
 
Im Rahmen des 325-jährigen Jubiläums des Gymnasiums Antonianum hielt der ehemalige Kollege in der gut besetzten Mensa einen interessanten und kurzweiligen Vortrag über die eigenwillige Künstlerpersönlichkeit der Lyrikerin Else Lasker-Schüler. Großformatige Fotos aus den verschiedenen Lebensphasen, die auf Stellwänden zu sehen waren, gaben der Dichterin ein Gesicht und verliehen ihr Präsenz, wobei besonders ihre großen dunklen Augen auffallen. Musikbeispiele aus verschiedenen Zeiten (zusammengestellt von Jürgen Eisenhut) und Informationen zu den politischen, gesellschaftlichen und literarischen Hintergründen erweiterten zudem den Horizont.

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Zu Beginn ging Heribert Knapp auf die Beziehungen Lasker-Schülers zu Geseke ein und stellte heraus, dass deren Großeltern, die jüdische Familie Schüler, in Geseke auf dem Hellweg ein Haus mit einem schönen Garten besessen habe. Else habe ihre wohlhabenden und gebildeten Großeltern als Kind, und vielleicht auch später, mehrfach besucht. Leider gebe es keine Quellen, die diese Besuche datierbar machten. Ihr 1936 in Zürich uraufgeführtes Drama „Arthur Aronymus“ verweise  auch auf den heimischen Raum. Es greift antisemitische Vorgänge aus dem Jahr 1844 in „Gesäcke“ und Störmede auf. Lasker- Schüler führt die Handlung um eine vermeintliche Zwangschristianisierung eines jüdischen Kindes zu einem guten Ende, denn der Rabbiner und der Bischof legen bei einem Versöhnungsmahl den Konflikt bei. Heribert Knapp betonte in diesem Zusammenhang den Toleranzgedanken und bezeichnete das Drama als Lasker -Schülers „Nathan“.
 
Im Weiteren wandte sich Heribert Knapp dann der Biographie der Künstlerin zu und zeigte ein von Brüchen geprägtes Leben, das sich zwischen den Extremen höchster Begabung, Kreativität und Anerkennung und bitterer Armut und Einsamkeit bewegt hat: Else Lasker- Schüler wurde 1869 in Elberfeld (heute Wuppertal) in bürgerlichen Verhältnissen und als Tochter eines Großrabbiners geboren. Schon als Kind erlebte sie Schicksalsschläge, die ihre Persönlichkeit prägten. So erkrankte sie an Veitstanz, konnte nicht in die Schule gehen und erhielt Privatunterricht, 1882 starb der jüngere Bruder Paul und 1890 ihre Mutter. In dem Gedicht „Mutter“, das Heribert Knapp vortrug, thematisiert die Dichterin den Verlust.

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1894 heiratete die Dichterin den Arzt Berthold Lasker und zog mit ihm in die pulsierende Großstadt Berlin. Sie erhielt ein eigenes Atelier und begann Malerei zu studieren. In diesen Berliner Jahren (1994 – 1933)  änderte sich ihr Leben entscheidend, sie ließ allmählich ihre bürgerliche Existenz  hinter sich und entwickelte sich unter dem Einfluss der expressionistischen Künstler-Avantgarde zu einer anerkannten Lyrikerin. Ihren frühen Hang, sich und ihre Familie zu verklären und mit Geheimnissen zu umgeben, ihre Vorliebe für Verkleidung und Stilisierung pflegte sie nun ganz offen. In der Rolle des Prinzen Jussuf von Theben lebte sie ihre Künstlerexistenz bald bedingungslos aus.  Mit dem Künstler  Peter Hille verband sie eine intensive Freundschaft. 1903 wird ihr erster Lyrikband „Styx“ veröffentlicht. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann und der Trennung von Hille heiratete sie Georg Levin, den sie Herwarth Walden nennt. Walden ist der Herausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm“. Das Gedicht „Sinnenrausch“ aus dem Jahr 1902, das Heribert Knapp rezitierte, veranschaulicht Lasker-Schülers Abwendung vom bürgerlichen Leben und ihr Eintauchen in die sinnliche Welt der Bohème-Existenz:
 
„...-Ich folge Dir ins wilde Land der Sünde 
Und pflücke Feuerlilien auf den Wegen,
Wenn ich die Heimat auch nicht
                 Wiederfinde....“
 

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 Lasker-Schüler habe in dieser Zeit Kontakt zu vielen bekannten expressionistischen Künstlern  wie Franz Werfel, Georg Trakel, Gottfried Benn, Paul Zech u.a. gepflegt.  Sie sei eine auffällige Erscheinung gewesen, die überall da, wo sie auftrat, für Furore sorgte. Heribert Knapp verweist in diesem Zusammenhang auf Gottfried Benn, der sie als knabenhaft schlank, klein, mit rabenschwarzen Augen und kurzen Haaren beschreibt, die extravagante, weite orientalisch anmutende Kleider und sehr viel unechten Schmuck getragen habe. Ihre Vorliebe für das Extravagante habe ihr 1914 in München vier Verhaftungen eingebracht. Dort hatte sie den Maler Franz Marc besucht. Um weiteren Verhaftungen zu entgehen, berichtete Knapp anekdotisch, hat Lasker-Schüler 1916 bei ihrem nächsten Besuch in München  eine Schärpe in den deutschen Farben und ein blauweißes Fahnenband getragen, und sich so als Patriotin gezeigt. In Schwabing pflegte sie Kontakte zu anderen Malern wie Klee, Kandinsky und anderen zur Avantgarde  gehörenden Künstlern. Die Beziehung zu Franz Marc habe der Nachwelt sehr schöne Andenken beschert, so Heribert Knapp. Beide hätten sich Postkarten geschrieben, deren Vorderseite sie mit eigenen Bildern gestalteten. Knapp hatte zwei Beispiele mitgebracht: Marcs „Turm der blauen Pferde“ und Lasker-Schülers Selbstporträt als Prinz von Theben. Beide Gemälde zeigten das Siegel Lasker Schülers, die Mondsichel und Sterne.
Obwohl Lasker-Schülers Bekanntheitsgrad und ihre Anerkennung als Lyrikerin stetig gewachsen  und ihr Schaffen 1932 mit dem renommierten Kleist-Preis gewürdigt worden sei, sei ihre materielle Situation immer schwieriger geworden. Nach zahlreichen Wohnungswechseln habe sie zuletzt ohne festen Wohnsitz in einer Dachkammer einer Pension gehaust und nur unregelmäßig gegessen. Dies sei der Preis gewesen, den sie für ihr emanzipiertes Künstlerinnendasein habe zahlen müssen. Je mehr sie sich in die Künstlerexistenz hineingesteigert habe, desto größer sei die Distanz zur Gesellschaft und ihre Einsamkeit geworden. Zwei Gedichte, die ihre Weltflucht und Todessehnsucht, aber auch ihre Sprachmagie zum Ausdruck bringen, trug Heribert Knapp vor: „Ich will in das Grenzenlose zu mir zurück“ („...Fäden möchte ich um mich ziehn – Wirrwar endend! Beirrend, Euch verwirrend, Um zu entfliehn Meinwärts!“)  und „Morituri“. Aus den „Hebräischen Balladen“, die 1913 veröffentlicht wurden, rezitierte Heribert Knapp die Texte „Mein Volk“ und „An Gott“, in denen die Dichterin sich mit ihrer jüdischen Tradition auseinandersetzt.
Mit den Gedichten „Schulzeit“ und „Jugend“ zeigte der Vortragende eine spöttisch – heitere Seite der Lyrikerin, um die entstandene Bedrückung im überwiegend jugendlichen Publikum in Grenzen zu halten.
1933 mit dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur emigrierte Else Lasker-Schüler in die Schweiz, von dort aus unternahm sie drei Palästinareisen. 1938 wird sie aus Deutschland ausgebürgert und 1939, als sie zum dritten Mal in Palästina weilt, konnte sie wegen des Ausbruchs des 2. Weltkrieges nicht in die Schweiz zurückreisen. So blieb sie in Palästina und lebte abgeschnitten von der literarischen Tradition und Sprache trotz der ihr dort entgegengebrachten Wertschätzung und Unterstützung ein einsames und erbärmliches Leben. 1943 erscheint ihr letzter Gedichtband „Mein blaues Klavier“:

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Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
 
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
 
Es spielen Sternenhände vier –
Die Mondfrau sang im Boote.
- Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
 
Zerbrochen ist die Klaviatur.
Ich beweine die blaue Tote.
 
Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bitteren Brote –
Mir lebend schon die Himmelstür,
Auch wider dem Verbote.
(zitiert nach: Lasker-Schüler, rororo-Monographie, S.126f)
 
1945 starb die bedeutende deutsche Lyrikerin in Jerusalem, wo sie auf dem Ölberg ihre letzte Ruhestätte fand.
Am Ende seines Vortrages, der mit viel Applaus bedacht wurde, regte Heribert Knapp an, in Geseke eine Gedenktafel für die Dichterin Else Lasker-Schüler anzubringen.
Der Schulleiter Ulrich Ledwinka, der die Begrüßungs- und die Schlussworte gesprochen hatte, zog mit dem Hinweis auf die Folgen der nationalsozialistischen Barbarei eine Verbindung zwischen der Mordserie an zehn Menschen durch Neonazis und dem Schicksal der jüdischen Dichterin und verband dies mit dem Appell zu Toleranz.
 
 

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