Im Takt des fluoreszierenden Quallengens
Mit einer Gesichtsmaske und dicken Handschuhen bewaffnet öffnet der Doktorand den Kessel, aus dem in dichten Nebelwolken flüssiger Stickstoff entweicht. Blind greift er durch den weißen Dunst und zieht ein Schubladenkasten mit Millionen Zellen heraus: Stammzellen, die auf Eis gelegt sind und darauf warten, sich in ihre neu bestimmte Identität verwandeln zu dürfen.
Nachdem zwei Experten des Netzwerkes für Stammzellforschung NRW bereits im Unterricht des LKs Biologie über die neueste Entwicklung der Stammzellforschung berichteten, macht sich der Kurs nun während des Ausflugs nach Köln auf, um die Praxis zu erkunden. In einem 5-Stationen-Rundgang erhalten die Schüler einen spannenden Einblick in die neueste Forschungsrichtung: induzierte pluripotente Stammzellen. Es handelt sich um ehemals differenzierte Zellen, die durch eine genetische Manipulation wieder in den ursprünglichen embryonalen Zustand versetzt werden, um sich dann zu Herz- oder Nervenzellen zu spezialisieren.
Zu Beginn berichtet Dr. Dr. Tomo Saric mit seinem Doktorandenteam über sein Arbeitsgebiet, welche Hoffnungen man diesem entgegenbringt, wo aber heute auch noch die Grenzen liegen. Die Schüler erfahren dabei die unterschiedlichen Studiengänge von der Medizin über die Biologie bis zur Biochemie und Bildungswege und –umwege der wissenschaftlichen Mitarbeiter, die sie bis ins Labor ihres Doktorvaters führten. Mit Begeisterung zeigen sie anschließend den Besuchern ihre Mäuse, denen sie die Herzzellen verpflanzen, lassen sie einen Blick in die Brutschränke werfen, die ein warmes Nest für das Heranwachsen der kleinsten lebenden Einheiten bilden und stellen ihre Züchtungen im Fluoreszenzmikroskop vor, unter dem die winzigen länglichen Herzmuskelzellen mit einem Leuchtgen einer Qualle versehen grünlich fluoreszieren und im eigenen Takt rhythmisch zucken. Adresse ist dabei nicht das Frankenstein-Labor der Zukunft sondern die gegenwärtige Neurophysiologie der Unikliniken in Köln, Robert-Koch-Str. 39.